Als Elisabeth nach fast zweijähriger Abwesenheit an den Wiener Hof zurückkehrte, war eine tiefgreifende Verwandlung vor sich gegangen: Aus dem anmutigen, aber schüchternen und melancholischen Mädchen war eine selbstbewusste stolze Schönheit geworden. Zu dieser Zeit, den 60-er Jahren, war Elisabeth zwischen 25 und 35 Jahre alt. Sie war nun eine reife Frau und sich ihrer Wirkung voll bewusst. Sie genoss die Bewunderung ihrer Person und lernte auch daraus resultierende Vorteile durchaus zu schätzen. Sie erschien auf Hofbällen und nahm am öffentlichen Leben teil. Sie ließ sich nun nichts mehr vorschreiben und setzte ihre Wünsche auch gegenüber Franz Joseph durch. Im April 1863 nahm sie die Hoftheater-Friseuse Franziska Rösler, später verheiratete Feifalik, in ihre Dienste. Diese kreierte für die Kaiserin die berühmten, variantenreichen Flechtfrisuren, in die ein traditionelles Element der ungarischen Haartracht einfloss und die Elisabeth ihre "Steckbrieffrisuren" nannte.
Ihre Schönheit wurde zum Mythos und ihre öffentlichen Auftritte zu vielerwarteten Sensationen. Dies erreichte sie durch ihre schlanke, geschmeidige Figur (nach heutigen Begriffen war sie mit Sicherheit magersüchtig, zunehmend schwer depressiv und empfand eine stete Todessehnsucht), ihre Haarpracht, ihre Kleider, aber auch ihr majestätisches Auftreten, das sie sich mittlerweile angeeignet hatte.
In dieser Zeit ließ sie sich auch oft und gerne portraitieren, vor allem fotografieren.
Sie fühlte sich aber auch dem Druck ausgesetzt, dass ihre jugendliche Schönheit in der Erinnerung der Menschen an sie bewahrt bleibe.
"Wenn mich jemals die Zeit berührt,
werde ich mich verschleiern,und die Leute werden von mir sprechen
als von der Frau, die einst war."
Ab ihrer Lebensmitte ließ
sie sich kaum mehr abbilden. Sie begann ihr Gesicht in der Öffentlichkeit hinter ihrem unvermeidlichen Fächer (den sie auch immer gerne ihrer schlechten Zähne wegen bei sich führte und
weshalb sie mitunter auch selten lächelte) zu verstecken.
Maler, die Portraits von ihr anfertigen sollten, mussten auf die Vorbilder aus dieser Zeit zurückgreifen. Daher lässt sich kaum mehr feststellen, wie sie später wirklich aussah. In dieser
Zeit entstanden dann auch etliche Retuschen älterer Bilder.
Elisabeth in den 60-er Jahren
Nach einer Lithographie von A. Dauthage
Kaiserin Elisabeth 1863
Nach einem Gemälde von Franz Ruß
Kunsthistorisches Museum Wien
Kaiserin Elisabeth in Hofgala mit Diamantensternen
Das wohl berühmteste Bild der Kaiserin, Elisabeth in einem Kleid des Pariser
Couturier Worth mit Diamantensternen des Wiener Hofjuweliers Köchert im Haar. Elisabeth hatte 27 solche Sterne.
Gemälde von Franz Xaver Winterhalter, 1865
Kunsthistorisches Museum, Wien
Kaiserin Elisabeth
Elisabeth ließ sich nie gerne mit ihrem Mann oder ihren Kindern fotographieren, dafür umso lieber mit ihren Hunden.
Sie sagte einmal: "Ich glaube, einen so großen Hund, wie ich ihn mir wünsche, gibt es gar nicht."
Sisi begab sich 1864 wieder in das Atelier Angerer und nahm einen ihrer Lieblingshunde mit. Sie trug eine Schweizer Bluse mit einem Berner Gürtel, der ihre schmale Taille (50cm!!) besonders gut zur Geltung brachte. Die Frisur ist ein neuerlicher Beweis der Kunstfertigkeit ihrer Friseuse Fanny Feifalik.
Beim stundenlangen Frisieren lernte die Kaiserin Ungarisch, später auch Alt- und Neugriechisch.
Photographie aus einer Serie von Ludwig Angerer 1864
Kaiserin Elisabeth vor dem
Abendhimmel (links) -
... im Morgenlicht (rechts)
(letzteres war das Lieblingsbild KFJs)
Zwei für die damalige Zeit sehr intime Portraits, nämlich mit offenen
Haaren. Sisis Haare sollen sogar bis zum Knöchel gereicht haben. Um den Kopf vom Gewicht zu erleichtern und die Kopfschmerzen zu mildern, musste das
Haar manchmal für eine Zeitlang auf einem Seil oberhalb der sitzenden Kaiserin aufgehängt werden.
Dieses Negligé befindet sich in Planung
Nach Gemälden von Franz Xaver Winterhalter, 1864/65
Kunsthistorisches Museum Wien (linkes Bild)
Fürst Thurn u. Taxis Kunstsammlungen, Regensburg(rechts)
Franz Joseph in Galauniform eines österreichischen
Feldmarschalls
Trotzdem Franz Joseph seine Sisi sicherlich sehr geliebt hatte, gab es immer wieder auch andere Frauen in seinem Leben. So z.B. Anna Nabowski, mit der er 14 Jahre lang ein Verhältnis und auch eine gemeinsame Tochter hatte. Annas Kind, Helene, heiratete später den berühmten Komponisten Alban Berg.
Die Schauspielerin Katharina Schratt wurde von Elisabeth selbst - aus welchen Gründen auch immer - ihrem Mann als Begleiterin ausgesucht, und sie unterstützte diese Bekanntschaft der beiden tatkräftig. Angeblich hatte sie keine Ahnung von seinem Verhältnis zu Anna Nabowski, das 1875 begonnen hatte und sich um vier Jahre mit der Freundschaft zu Katharina Schratt überschnitt, bevor er die Beziehung beendete.
Gemälde von Franz Xaver Winterhalter in der Wiener Hofburg, 1865
Elisabeth in den 60-er Jahren
Ein solch aufwändiges Kleid entstand, wenn es eilte, unter der Mitarbeit von 30 Schneiderinnen in nur zwei Tagen.
Leider habe ich auch nach einigen Jahren noch immer nicht den richtigen Stoff gefunden :-(
Trotzdem befindet sich das Kleid in Arbeit
Österreichische Nationalbibliothek
Kaiserin Elisabeth im März 1865
Im März 1865 reiste Elisabeth nach München. Dort entstand eine ganze Serie von
Photographien von Josef Albert.
Dieses Kleid befindet sich
derzeit in Arbeit
Kaiserin Elisabeth wieder im Atelier des Fotografen Angerer
Mitte der 60-er Jahre.
Dieses Kleid befindet sich in Planung.
Kaiserin Elisabeth zu Beginn ihres 3. Lebensjahrzehnts
Dieses Kleid befindet sich derzeit
in Arbeit.
Nach einer Lithographie von Adolf Dauthage, 1867
Historisches Museum der Stadt Wien
Kaiserin Elisabeth um 1868/69
In den 60-er Jahren, auf dem Höhepunkt ihrer Schönheit, ließ sich Sisi häufig portraitieren. Bis dahin trug sie gerne Weiß oder helle Farben. Schon rund um ihren dreißigsten Geburtstag wurden die offiziellen Aufnahmen und Bilder weniger und die Kleidung immer dunkler. Bald ließ sie sich überhaupt nicht mehr für öffentliche Zwecke fotografieren.
Auch bei diesem Bild ist schwer festzustellen, welche Farbe das Samtgewand tatsächlich gehabt hat.
Für mich sah es immer dunkelbraun aus und deshalb ist es auch in dieser Farbe in Planung.
Photo aus einer sehr bekannten Serie von Emil Rabending
Historisches Museum der Stadt Wien
Kaiserin Elisabeth, 1870
Kolorierte Lithographie nach Franz Ruß, 1870
Historisches Museum der Stadt Wien
Auch nach ihrer Rückkehr fühlte sie sich nicht wohl bei Hof und war immer seltener in Wien. Mit
ihrem demonstrativen Desinteresse verärgerte sie immer mehr die Öffentlichkeit.
Elisabeth und Franz Joseph hatten sich im Laufe der Jahre völlig auseinandergelebt. Ihr Eheleben war eine Verpflichtung gewesen und in Bezug auf Nachwuchs meinte sie, ihre Aufgabe erfüllt zu haben.
Ihre Beziehung zu Franz Joseph wurde jedoch bedingt durch ihre Freude über den Ausgleich mit Ungarn, noch einmal wiederbelebt. Knapp ein Jahr nach der Krönung kam am 22. April 1868 in Budapest ihre Tochter Marie Valerie zur Welt, die vom Wiener Hof boshaft das "ungarische Kind" genannt wurde. Für Sisi war es "die Einzige", weil es ihr einziges Kind war, das sie immer um sich haben und dessen Heranwachsen sie miterleben konnte. Sie nahm Marie Valerie überall hin mit und genoss die Mutterschaft von Herzen.
"Jetzt weiß ich es, was für eine Glückseligkeit ein Kind bedeutet - jetzt habe ich schon den Mut gehabt, es zu lieben und bei mir zu behalten."
Eben diese Marie Valerie schrieb 1889 in ihrem Tagebuch: Mama sagt, sie sei zu alt und müde zu kämpfen, ihre Flügel seien verbrannt und sie begehre nur Ruhe. Die edelste Tat wäre es, wenn alle Eltern jedes neugeborene Kind sogleich töten würden.